Ohne Ehrenamt keine Demokratie

Ostrhauderfehn. Deutliche Worte fanden der ehemalige Innenminister des Landes Niedersachsen und Mitglied des niedersächsischen Landtages, Heiner Bartling, sowie der Europaabgeordnete Matthias Groote und Sascha Laaken, Mitglied des Gemeinderates Ostrhauderfehn zur Situation des Ehrenamtes in Deutschland. „Demokratie braucht bürgerschaftliches Engagement," sagte Heiner Bartling.

Moderator Bernhard Fokken und die Referenten Matthias Groote, MdEP, Heiner Bartling, MdL und Sascha Laaken, Vorsitzender des SV EIche Ostrhauderfehn.

"Wenn dieses Engagement weg ist, ist die Demokratie weg“, ergänzte der Landtagabgeordnete, selber als Präsident des Niedersächsischen Turnerbundes (NTB) ehrenamtlich aktiv, im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Stärkung des Ehrenamtes“ in Ostrhauderfehn.
Bartling kritisierte die Art und Weise, wie nach dem Aussetzen der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes der Bundesfreiwilligendienst eingeführt worden ist. „Es ist ein Irr-glaube, dass alle jungen Männer jetzt ins Ehrenamt streben.“ Matthias Groote hat selbst seinen Zivildienst im Behindertenfahrdienst abgeleistet. „Dadurch bekommt man als junger Mensch eine ganz andere Sicht auf die Dinge“, sagte er. Viele haben durch den Zivildienst Lebensbereiche kennen gelernt, die sie später zum Beruf gemacht haben. „Das wird uns künftig fehlen“, sagte Groote. Ein ganz anderes Problem sind für ihn die Bestrebungen der Europäischen Union, den Rettungsdienst in Deutschland zu liberalisieren. „Wenn nur noch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen, wird uns der über so viele Jahre gewachsene und erfolgreiche ehrenamtliche Bereich wegbrechen“, fürchtete Groote. Er fordert, dass die ehrenamtlichen Aktivitäten der Hilfsorganisationen bei der Beauftragung der Rettungsdienste berücksichtigt werden. Ein Aspekt, den auch Bartling anmahnt: „Wir dürfen nicht glauben, dass das Ehrenamt durch das Hauptamt ersetzt werden kann.“

Alle Anwesenden waren sich einig, dass das Ehrenamt weiter gefördert werden müsse. Ganz besonders wichtig sei die Anerkennung für die ehrenamtlich Aktiven. „Dabei geht es nicht um Geld“, betonte Groote. Der häufigste Austrittsgrund bei Vereinen sei die fehlende Anerkennung. „Wir müssen den Einsatz von Ehrenamtlichen würdigen, sei es mit einer Ehrennadel mit Urkunde oder etwas ähnlichem“, mahnte er die versammelten Vereinsvertreter. Manchmal reicht auch schon ein einfaches Dankeschön, wie der Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Ostrhauderfehn betonte. Das aber gebe es immer seltener. „Nicht einmal von Menschen, denen wir das Leben gerettet haben.“